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WAZ | 13.10.2016 | Seite 5

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Das virtuelle Hilfe-Netzwerk

Syrer in Deutschland organisieren sich selbst - mithilfe des Internet

Jan Jessen

Essen. Ohne die sozialen Medien wäre Dschabar al-Bakr den Behörden vielleicht nicht so schnell ins Netz gegangen. Jetzt feiern die syrischen Flüchtlinge im Internet ihre Landsleute, die den mutmaßlichen Terroristen dingfest machten und der Polizei übergaben. In Facebook-Gruppen wie „Syrisches Haus in Deutschland“, „German Life Style“ oder Dutzenden anderen, in denen sich die in Deutschland lebenden Syrer vernetzt haben, in denen sie sich gegenseitig Tipps geben oder sich über die Situation in der Heimat informieren.

Für nahezu jede größere Stadt in Deutschland gibt es lokale Gruppen, manche mit Hunderten, andere mit Zehntausenden Mitgliedern. „Obwohl es viele Organisationen wie die Caritas, die Diakonie oder andere gibt, die Flüchtlingen nach ihrer Ankunft helfen, reicht diese Hilfe oft nicht aus“, sagt Karam Youssef. Der 32-jährige Journalist stammt aus Qamishlo im Norden Syriens, ist seit eineinhalb Jahren in Deutschland und administriert selbst einige dieser Seiten. „Wenn jemand einen Brief vom Amt bekommt und er damit zu einer Hilfsorganisation geht, braucht er einen Termin und einen Übersetzer. Einfacher und schneller ist es, ein Foto von dem Brief zu machen und das in einer Gruppe zu posten. Irgendjemand wird dann helfen.“

Diskussionen, Informationen undTipps für den Alltag in Deutschland

Die Gruppen sind immer auch Informationsportale und Diskussionsforen zur Situation in Syrien. Hauptziel der Selbstorganisation ist es aber, das Leben der rund 600 000 Syrer, die in den vergangenen drei Jahren nach Deutschland kamen, zu erleichtern – und Deutschland zu verstehen. „Wir versuchen zum Beispiel zu erklären, welche Regeln es hier gibt und berichten, wenn sich Gesetze für Flüchtlinge ändern“, sagt Youssef. Fragen zur Familienzusammenführung werden geklärt, es werden Tipps gegeben, wie man an Visa für Länder kommen kann, wo Angehörige warten, wie Fragen in den Anhörungen in Botschaften zielführend beantwortet werden sollten. Auch praktische Ratschläge für das Alltagsleben kursieren in den Netzwerken. „Wenn sich jemand eine Küche in einem Möbelmarkt gekauft und nicht weiß, wie sie aufgebaut wird, gibt es Leute, die helfen“, sagt Youssef. Oder wie man am Besten mit Deutschen spricht: „Sprich nicht zu schnell, weil er dir dann auch schnell antwortet, dann verstehst du am Ende gar nichts mehr.“ Oder, ganz profan: „Weiß jemand, wo in Essen, Oberhausen oder Duisburg syrische Süßigkeiten verkauft werden?“ Es sind auch virtuelle syrische Marktplätze entstanden. „Deutschland für neue und gebrauchte Autos“ hat 50 000 Mitglieder, „Deutscher Markt für Gebrauchtes“ sogar mehr als 70 000. Allerdings tummeln sich in der virtuellen Welt auch Kriminelle, räumt Youssef ein. „Es gibt Gruppen, in denen Schleuser ihre Dienste anbieten.“ In anderen behaupten Abzocker, dass sie Wohnungen besorgen könnten – für Provisionen bis zu einer Höhe von 3000 Euro, die natürlich im Vorfeld fällig sind. „Das sind die Schattenseiten“, sagt der syrische Journalist.

Das Netzwerk funktioniert auchbei der Verbrecherverfolgung

Wie reibungslos das Netzwerk funktioniert, hat sich auch im Fall von Dschabar al-Bakr gezeigt. Der verhinderte Bombenleger hatte in einer Gruppe um Hilfe gebeten, einen Schlafplatz gesucht. Seine Landsleute, die später zu Helden werden sollten, hatten ihn abgeholt, aus reiner Hilfsbereitschaft, ohne zu wissen, um wen es sich bei ihm handelte. Erst später lasen sie Fahndungsaufrufe in den sozialen Netzen, die dort schon vor der Polizei von Syrern eingestellt worden waren. Dann schritten sie zur Tat.

Jetzt werden sie in den sozialen Netzwerken von ihren Landsleuten mit Lob überschüttet. „Vielen Dank für alles, Jungs, wir müssen gegen die zusammenstehen, die Deutschland sabotieren wollen. Wir müssen den Namen Syrien verteidigen, weil sonst alle Syrer als Terroristen gelten“, schreibt Mohammad auf Arabisch in einer Gruppe mit dem Namen „SyrianHome Berlin“, die mehr als 100 000 Mitglieder hat. „Grüße an die Helden, die den verabscheuungswürdigen Terroristen ergriffen haben“, richtet Yasir aus.

Karam Youssef geht davon aus, dass die Netzwerke eine überschaubare Halbwertszeit haben: „Wenn die Flüchtlinge erst einmal richtig Fuß in Deutschland gefasst haben, dann werden die Gruppen wahrscheinlich nicht mehr so häufig nachgefragt. Jetzt aber sind sie eine große Hilfe.“ NRZ

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